Malerei – Collagen – Assemblagen
In der gestalterischen Arbeit von Martina Briebach-Schütte drückt sich eine Sammelleidenschaft von scheinbar Wertlosem, Abfall, Verpackungsmaterial und zufällig gefundenen Dingen aus.
„Ich habe schon als Kind immer etwas gefunden und gesammelt, was mich faszinierte, auch wenn es gar keinen materiellen Wert hatte.“
Als Nachkriegskind geprägt, lernte sie in der Werkstatt des Vaters, dass Dinge, auch wenn sie kaputt waren, in einem neuen Zusammenhang eine neue Bedeutung, einen neuen Sinn, einen neuen Wert bekommen konnten.
In ihrer heutigen Arbeit lässt sie sich leiten von den eigenen Impulsen, die wie bei einem spielenden Kind zunächst ohne Ziel und Zweck sind. Dieses intuitive Herangehen ist geprägt durch eine intensive Auseinandersetzung mit Schillers „Spielbegriff“ und der eigenen Arbeit als Kunsttherapeutin. Das gelingt ihr am besten, wenn möglichst viele Sinne an ihrer Arbeit beteiligt sind.
„Ich lasse mich davon leiten, woran meine Augen hängenbleiben, wonach meine Hände greifen wollen, welche Geräusche, Gerüche gerade wichtig sind. Ich nehme wahr, was ich in dem jeweiligen Moment fühle und manchmal steht auch ein klares Thema im Raum.“
Martina Briebach-Schütte erlebt den Prozess des kreativen Tuns mit allen Sinnen: wie ein Kind im Spiel.
Im Spiel erlebt sie sich ganzheitlich und das steigert ihre Wahrnehmung. Ihr Blick weitet sich für den Kontext, in dem ihre Arbeit steht.
„Die Massen an Material, die uns umgeben, insbesondere Verpackungsmaterial, ziehen mich an und stoßen mich gleichzeitig ab. Sie sind Symbol für die Welt, in der wir leben.“
Das Material lockt sie an, verführt sie zum Handeln und öffnet kreative Räume. Sie kombiniert Weggeworfenes, Verbrauchtes, insbesondere Plastik- und Verpackungsmüll, neu auf der Leinwand. Dabei lenkt sie auch den Blick auf das Wertlose, das Zertretene, das Verlorene, das kleine Unscheinbare und das Alte. Sie holt die Dinge aus ihrer Wertlosigkeit und dem Vergessen heraus, sie werden wieder gebraucht und treten neu auf die Bühne.
Das Wertlose bekommt eine neue Würde.
Was sonst in den Müll wandert, wird in einem neuen Zusammenhang gezeigt, wird transformiert.
Acryl-, Pastell- und Gouachefarben verbinden, betonen und machen Oberflächen sichtbar und verwandeln die Einzelteile zu einem neuen großen Ganzen. Die dabei entstehende Schönheit ist nicht ungefährlich, steht sie doch auf zerstörerischen Füßen.
Eine Ambivalenz ist immer „im Spiel“.
„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
(Friedrich Schiller)